Immuntherapie (=Hyposensibilisierung, Allergieimpfung)

Bereits jahrzehntelang bewährt sich die Immuntherapie (Hyposensibilisierung) als praktisch einzige "ursächliche" Behandlung der Pollenallergie, gerade bei der Pollenallergie werden sehr gute Resultate erzielt. Etwa 90% der Behandlungen ergeben weitgehende oder völlige Beschwerdefreiheit.
In seltenen Fällen kann nach Jahren die Allergie wiederkehren, dann hilft meist eine einjährige neuerliche Kur, um sie wieder zum Verschwinden zu bringen.

Mechanismus

Der Mechanismus ist bis heute nicht zur Gänze geklärt. Er beruht auf dem Prinzip, das Immunsystem unentwegt mit den auslösenden Allergenen zu konfrontieren und so die überschießende Immunantwort im Sinne einer langsamen Gewöhnung an die Anwesenheit dieser Stoffe allmählich zu verringern. Im Laufe der Zeit lernt das Immunsystem, dass es sich nicht lohnt so aufgeregt zu sein, die Reizschwelle wird angehoben und der Patient toleriert die Mengen an Allergen, die normalerweise in der Luft während der Saison auftreten, ohne eine verstärkte Reaktion zu erleiden.
Diese Gewöhnung braucht Zeit und dauert durchschnittlich drei bis fünf Jahre, um den optimalen Schutz zu erlangen.

Prinzip

Die Hyposensibilisierung ist die einzige krankheitsmodifizierende Behandlung bei allergischer Erkrankung, also die einzige, die die eigentliche Ursache der Allergie behandelt. Das Behandlungsprinzip der Hyposensibilisierung besteht darin, regelmäßig ein Extrakt jenes Allergens zu verabreichen (z.B. Pollen, Hausstaubmilben etc.), auf das der Patient empfindlich reagiert, um eine bessere Verträglichkeit gegenüber der fraglichen Substanz zu bewirken. Die Hyposensibilisierung reduziert die Symptome und modifiziert gleichzeitig den Verlauf der Erkrankung. Die Hyposensibilisierung sollte im besten Fall über einen Zeitraum von 3 bis 5 Jahren durchgeführt werden. Nur so ist sichergestellt, dass sich das Immunsystem nachhaltig an die Allergene gewöhnt.Die Hyposensibilisierung wird nach präziser Diagnosestellung von einem Facharzt mit Zusatzbezeichnung Allergologie  verordnet.Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, die Therapie durchzuführen:

Die „sublinguale“ (=unter der Zunge) Behandlung kann von Ihrem Arzt in Tabletten- und/oder Tropfenform verordnet  werden. Das Präparat wird einmal pro Tag morgens auf nüchternen Magen eingenommen. Es sollte wenige Minuten unter der Zunge behalten und dann geschluckt werden. Die Tabletten und/oder Tropfen können selbständig zu Hause nach Anweisung des Arztes eingenommen werden. Arztbesuche sind daher auf Grund der Therapie seltener als bei der subkutanen Therapie und man bleibt auch während der Behandlung flexibel und mobil. Die sublinguale Therapie ist in der Regel gut verträglich. Damit die Behandlung bei Ihnen gute Erfolge zeigt, ist es vor allem wichtig, dass die Medikation konsequent und regelmäßig eingenommen wird – und zwar über den gesamten Behandlungszeitraum von mindestens drei Jahren. Damit Sie jeden Tag an die Einnahme denken, binden Sie diese in ein morgendliches Ritual ein – beispielsweise immer vor dem Frühstück. 

Bei der klassischen subkutanen Therapie wird das entsprechende Allergen am Oberarm unter die Haut gespritzt. Anschließend müssen Sie für eine halbe Stunde in der Praxis unter Beobachtung bleiben, um eine Überreaktion (allergischer Schock) ausschließen zu können. Dafür sind regelmäßige Termine in der Praxis erforderlich. Die subkutane Methode muss bei einer saisonalen Allergie wie der Baumpollenallergie bereits einige Zeit vor der Pollensaison begonnen werden, damit sie in der nachfolgenden Saison Wirkung zeigt. Die subkutane Therapie sollte über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren durchgeführt werden.

Risiken

Die Verabreichung einer hohen Dosis an Allergen kann zu einem "allergischen Schock" (Kreislaufzusammenbruch, Atemnot, im Extremfall bis hin zum Tod) führen und daher wird diese Therapie mit kleinsten Mengen an Allergenen begonnen und die Dosis dann Woche für Woche gesteigert. Damit kann das Immunsystem an jene Dosis herangeführt werden, die therapeutisch wirksam, aber gerade noch so gering ist, dass es zu keinen allergischen Symptomen kommt. Dies dauert etwa sieben bis maximal sechzehn Wochen. Danach wird die Behandlung mit der wirksamen Dosis monatlich (in manchen Fällen vierzehntäglich) wiederholt.
Während der entsprechenden Pollensaison wird entweder die Dosis stark reduziert, oder es wird überhaupt eine Pause bis zum Ende der Saison eingeschoben. An jenen Tagen, an denen geimpft wird, sollte nach Möglichkeit eine körperliche Anstrengung vermieden werden.
Natürlich sollte die Immuntherapie durch antiallergische Medikamente und persönliche Maßnahmen, wie die Vermeidung oder Minimierung des Allergenkontaktes unterstützt werden, da sie nicht von Anfang an die volle Wirkung haben kann.

Neuerungen

Im Laufe der Jahre wurden die Therapielösungen verbessert, z.B. hatte man früher wässrige Lösungen von Pollenextrakten zur Verfügung, heute hingegen kann die Industrie hochgereinigte, (=purifizierte) und standardisierte Präparate in Form von Depotpräparaten anbieten. Damit ist sichergestellt, dass der Patient mit jedem Folgepräparat exakt die gleiche Zusammenstellung der allergenen Inhaltsstoffe erhält, die nicht mehr von den Schwankungen in der Zusammensetzung der verschiedenen Pollenernten in unterschiedlichen Jahren abhängig ist. Darüberhinaus sind diese Präparate viel sicherer geworden, weil sie eben keine wässrigen Lösungen mehr sind, die plötzlich und zur Gänze dem Körper verfügbar sind, sondern erst Schritt für Schritt im Verlauf von Tagen die Allergene freigeben. Auch die Herstellung von reinen Allergenen durch Mikroorganismen ist bereits gelungen und ist für einige häufige Allergene bereits im Einsatz.

Nebenwirkungen

Das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen ist heute gering. Sie beschränken sich großteils auf eventuelle lokale Reaktionen wie Schwellungen oder Rötungen an der Impfstelle. Selten treten auch bleibende kleine Knötchen auf, die störend sein können. Dennoch ist im schlimmsten Fall ein allergischer Schock oder ein Schockfragment nicht völlig auszuschließen. Das kann bei unsachgemäßer Behandlung vorkommen, wenn beispielsweise die Dosis viel zu hoch angesetzt wurde, oder in ein Blutgefäß injiziert wurde. Deshalb muss der Patient nach jeder Injektion eine halbe Stunde unter Beobachtung bleiben, denn unerwünschte Reaktionen treten innerhalb dieser Zeit auf. Der Arzt kann (und muss) sofort Maßnahmen ergreifen, um die drohende Gefahr abzuwenden. Ohne ärztliche Hilfe kann so ein Zwischenfall fatal enden. Wenn die Behandlung verantwortungsvoll durchgeführt wird, (am besten von einem Allergie- Spezialisten), ist das Risiko eines unerwünschten Zwischenfalls praktisch gleich null.

weitere Verabreichungsformen

In letzter Zeit wurden weitere Formen entwickelt, um diese "Impfungen" zu verabreichen. So gibt es Schluckimpfungen (eher für Kinder), dann sogenannte "sublinguale" Verabreichung, wo die Allergenlösung einige Minuten unter der Zunge belassen wird, oder auch Impfungen in Form von Nasensprays. Meist zeigen sie wie die klassische Impfmethode gute Resultate, doch muss die Anwendung öfter erfolgen als die "normale" Impfung (3 mal wöchentlich oder täglich). Die Dauer der Behandlung ist gleich wie bei der klassischen Impfung, also drei bis fünf Jahre. Der entscheidende Vorteil liegt aber darin, dass Impfreaktionen praktisch nicht mehr vorkommen.
Die neueren sublingualen Therapielösungen werden täglich eingenommen und sind in Form von Einzeldosisbehältnissen (Blister) erhältlich. ==> mehr zur sublingualen Therapie (Tropfen)

In absehbarer Zeit (vermutlich ab 2007) werden solche sublingualen Therapien auch in Tablettenform erhältlich sein.

Ultra-Rush-Therapie

Eine mögliche Therapieform der Zukunft wird auch die sogenannte Ultra-Rush-Therapie sein: dabei wird die Steigerungsphase auf bis zu 1,5 Stunden verkürzt und somit auch eine saisonale Therapie ermöglicht. Das hat vor allem den Vorteil, dass Patienten, die sehr oft erst dann beim Arzt erscheinen, wenn Ihre Beschwerden bereits unerträglich geworden sind, sofort mit einer Immuntherapie beginnen können, sei es in herkömmlicher Form von Injektionen oder auch in Form von sublingualer Therpie.

Immuntherapie bei Kindern

Selten werden Kinder unter fünf Jahren mit der Immuntherapie behandelt. 

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